Die Zunftgeschichte
Ganz so bunt wie auf dem „Zunftposter“ präsentierte sich die Narrizella Ratoldi im Gründungsjahr 1841 natürlich noch nicht. Die „Narreneltern“ aber, auch die „Narrenmodder“ von einem Mann dargestellt, gab es damals schon, ebenso wie das noch ältere Narrenbaumsetzen, das bis heute am Schmutzige Dunnschtig Aufgabe unserer Holzhauergilde ist. Dieser Tag ist von morgens bis abends der Straßenfasnet gewidmet. Narrengarde, 1933 als Wache für den Narrenbaum gegründet, und Fanfarenzug wecken mit Kanonenschuss bzw. Fanfarenklängen die Radolfzeller Altstadt, bevor die gesamte Zunft mit all ihren Figuren Schulen und Kindergärten befreit. Die Schulerbube klepperen und animieren die Kinder zum Aufsagen von Narrensprüchen, was von den Schnitzwiebern mit gedörrten Obstschnitzen oder Guzele belohnt wird. Die freundlichen Damen – ebenfalls von Männern dargestellt – sind die ältesten Fasnetfiguren in Radolfzell. Musikalisch begleitet wird der Schnitzwieberumgang von unserer „zunfteigenen“ Narrenmusik, auf deren Narrenmärsche die Schuljugend und die bunte Schar der Hansele und Klepperlenarros „jucket“. Auch die Holzhauermusik und die Holzhauergilde sind am Vormittag unentwegt im Einsatz. Am späten Vormittag wird auf dem Marktplatz unserem Oberbürgermeister der Rathausschlüssel abgenommen. Am Nachmittag setzen im Beisein der gesamten Zunft die Holzhauer den ca. 34 m hohen Narrenbaum auf dem Marktplatz. Während dieser nicht einfachen Arbeit finden das Zeremoniell der „Fahnenübergabe“ sowie die "Entmachtung" der städtischen Polizei durch unseren Narrebolizischt statt. Die am Mittwoch nach dem Hemdglonker frisch gekürten Klepperlehoheiten demonstrieren ihre hohe Klepperlekunst, „de Kappedeschle“ – Symbolfigur für Narrenwitz gegen Obrigkeit – treibt seine Scherze mit den Zuschauern wie auch die jüngste Gruppe der Zunft, der Schlegele – Beck mit seinen die Sünden darstellenden Höllteufeln, die jedes Jahr Jung und Alt gleichermaßen begeistert.
Weiterer Garant für eine närrische Stimmung ist wiederum die Narrenmusik, die für eine besondere Augenweide, für den „Hanselejuck der Kleinsten“, unseren „Hansele – Marsch“ spielt.
Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, wenn der Oberholzer ruft „Etz stoht de Narrebom!“ und Hansele und Klepperlenarros zu den Klängen unseres Narrenmarsches „Jo mir Zeller machet Fasnet“ über den Marktplatz springen.
Nach kurzer, aber nötiger Verschnaufpause wird der Marktplatz am Abend zur Bühne für die vielen närrischen Musikgruppen in Radolfzell wie auch für den „Hansele – Juck“ der nicht mehr ganz sooo Jungen!
Am Fasnet-Samstag werden beim Bürgerball am Abend die schönsten und originellsten Masken prämiert.
Dies ist nicht die einzige Saalveranstaltung:
Am Samstag vor dem Schmutzige Dunnschtig findet der Holzhauer-Ball statt. Die Holzhauergilde verwandelt jedes Jahr – je nach Motto des Balls – den Milchwerksaal in eine närrische Hochburg.
Nach Aufräumen und kurzer Nacht lädt am darauffolgenden Sonntag unsere Hanselegruppe die Jugend, den „Narresome“, zu fröhlichem Treiben unter den Klängen der Narrenmusik zum Kinderball ein.
Noch ein Wochenende davor wird an 4 Veranstaltungen des „Narrenspiegels“ das örtliche Stadtgeschehen närrisch in Szene gesetzt. Alle Akteure dieses knapp vierstündigen Spektakels sind Gardisten, die auch Frauenrollen übernehmen. Für die närrische Musik sorgen wiederum unsere Narrenmusiker.
Der Fasnet-Sonntag hat zwei Höhepunkte: den Fasnet-Umzug, der in den letzten Jahren bis auf etwa 50 bunt kostümierte Gruppen aus Schulen, Vereinen oder Familien angewachsen ist, von denen die schönsten oder originellsten prämiert werden. Im Anschluss veranstaltet die Narrenmusik das Altenkonzert, eine Saalveranstaltung, die Jung und Alt gleichermaßen närrisch unterhält und der viele bunte Gruppen beim Zug durch die Stadt einen Besuch abstatten.
Der „Närrische Jahrmarkt“ am Fasnet-Mäntig auf dem Marktplatz ist Treffpunkt für alle, die Freude an der Narretei haben.
Am Dienstag bewacht die Narrengarde den Narrenbaum. Dieses närrische Zeremoniell wird seit einiger Zeit von „Baumfrevlern“ gestört – in Erinnerung an 1932, wo Unbekannte den Narrenbaum nachts gefällt hatten.
Zum Ende der Fasnet wird abends auf dem Marktplatz begleitet von einem Feuerwerk „de Stromaa“ unter den Klängen des Trauermarsches verbrannt.
Nach dem Fällen des Narrenbaumes und der Rückgabe des Rathausschlüssels an den Oberbürgermeister klingt der Abend beim Zunfthaus aus, wo es heißt: „ ’s goht degege!“